Einen Monat nach Sonjas Besuch meldete sich meine Freundin und langjährige Arbeitskollegin Romana an, natürlich war die Freude groß aber leider konnte sie nur für zwei Wochen kommen.
Wir besuchten auch meine Freundin Elke in Asuncion, die Fahrt dorthin machten wir mit dem Bus, der damals mehr als 2 1/2 Stunden für die Strecke brauchte.
An jeder Ecke wurde Halt gemacht um Mitfahrer und alle möglichen Arten von Waren, die sie zum Verkauf in die Stadt brachten, aufzunehmen.Die Busse, speziell auf dem Land, hatten damals nur links und rechts einen Sitzplatz, die „breite“ Mitte und der hintere Bereich des Busses waren für Säcke, Kisten und auch lebendes Getier, wie Hühner vorgesehen.
Für uns vom Land (ob Ausländer oder Einheimischer) war dieses immer eine kleine Weltreise.Elke erwartete uns am Busterminal und zeigte uns einen Teil der Hauptstadt und ihre Umgebung. Wir waren in Lambare, wo auf der Hauptstrasse eins der Wahrzeichen der Stadt steht – die Frau mit ihrem Esel. Auch besichtigten wir den Berg „Cacique Lambare“ mit seiner großen Indianerstatue, die bereits von weitem zu sehen ist.
Nachdem wir die Puente Remanso überquert hatten, erreichten wir den Chaco „i“ und kehrten wieder Richtung Asuncion zurück. Unterwegs erzählte uns Elke, dass wir ganz in der Nähe des Reservats der Maka-Indianer am Rio Paraguay seien und wir waren sofort begeistert . Klar, diese Gelegenheit das Indianer-Reservat zu besuchen ließen wir uns nicht entgehen.Nur zuerst möchte ich kurz ein paar Informationen zu den Indianern in Paraguay einflechten.
In Paraguay leben noch ca. 17 verschiedene Indianerstämme, wobei die Maka-Indianer wohl die bekanntesten sind. Sie wurden 1933 aus dem Chaco in die Gegend der Puente Remanso am Rio Paraguay umgesiedelt, wo sie in einem 12 Hektar großem Reservat leben. Dort leben heute bis zu 1500 Personen. Sie konnten ihren alten Lebensstil „Jäger und Sammler“ nicht mehr aufrechterhalten und verdienen ihren Lebensunterhalt mit Holzschmuck – und Webarbeiten. Geld spielt auch bei ihnen in heutiger Zeit eine große Rolle. An vielen Orten der Stadt sieht man sie auf der Straße sitzen und ihre Waren anbieten. Die Maka-Indianer haben ihren Cacique (Häuptling) Andres, er ist mittlerweile 68 Jahre alt und da er keine männlichen Nachkommen hat, auch der letzte seines Geschlechts. Sie bewahren ihre Sitten und Bräuche und zu besonderen Anlässen wie z.B.: der Geburtstag ihres Häuptlings Andres Chemei, laden sie in ihr Dorf ein, um gemeinsam mit ihnen zu feiern. Als wir im Reservat ankamen, war da natürlich kein Fest. Wir wurden im Dorf sehr freundlich empfangen und nachdem Elke mit einem Dorfbewohner gesprochen hatte, bekamen wir die Erlaubnis das Dorf zu besichtigen. Fast alle Häuser waren aus Stein gemauert und es gab Strom und Wasseranschlüsse. Auch eine Schule war da. Wir durften nicht nur durch das Dorf gehen, uns wurde auch erlaubt in die Häuser zu schauen. Zum Schluß baten wir noch um ein Erinnerungsfoto und dafür zogen sie dann extra ihre Stammestracht an. Es war für uns ein ganz besonderer Tag. Die Frauen, die auf dem Foto zu sehen sind, bieten auch heute noch, nach diesen vielen Jahren, in Asuncion ihre Handarbeiten an. Auch den alten Indianer mit dem Korken im Ohr habe ich noch mehrmals wiedergesehen.Nach diesem wunderschönen Tag, müde und von den Eindrücken begeistert, fuhren wir die Strecke nach Paraguari in 2 1/2 Stunden mit dem Bus zurück. In Paraguari angekommen wollten wir nicht auf einen weiteren Bus warten und so fuhren mit einem der vier Taxis, die Paraguari zu bieten hatte, nach Mbatovi.
Beim Einsteigen mussten wir schon lachen, die Türen waren nur von außen zu öffnen,da die Innenverkleidung fehlte. Wir versanken in den hinteren Polstern fast bis auf den Boden und der Fahrer brauste mit Vollgas davon, nun der zweite Gang eingelegt – das war es.Ich fragte ihn, warum er nicht weiter hoch schaltet und er antwortete mir, das geht nicht, nur der erste und zweite Gang funktioniert. Also fuhren wir mehr oder weniger im Schritt – Tempo nach Hause. Doch wie heißt es so schön, besser schlecht gefahren als gut gelaufen.
Viele liebe Grüsse
Renate