Erlebnisse von Sonja bei ihrem Paraguay-Besuch 1995.
Bei Renate und Thomas war Kniffeln angesagt, also machte ich mich auf die Socken. Wie immer hatten wir es recht lustig. Das änderte sich aber auf einen Schlag ,als die beiden mir eröffneten, dass sie nach Paraguay auswandern wollen. Dazu fiel mir ja gleich gar nichts mehr ein und ich weiss auch nicht, wie ich an diesem Abend nach Hause kam.
Ich hab´s bis zum Tag ihrer Abreise nicht richtig geschnallt. Wir haben noch zusammen gefrühstückt und dann kam der Abschied. Ich stand da und sie waren einfach weg. Ich hoffte für die Beiden, dass alles gut geht.
Normalerweise hängt man sich dann irgendwann ans Telefon, aber sie hatten ja noch gar keines. Die Beiden anzurufen, dass war alles sehr kompliziert. Sascha, ein Nachbar von Renate und Thomas der aber doch schon ein Stück entfernt wohnte, war da schon fortschrittlicher, er war ja auch schon länger in Paraguay. Den musste man anrufen und einen Zeitpunkt ausmachen, zu welcher Zeit man mit einem der Beiden sprechen möchte. Er setzte sich dann ins Auto und sagte Bescheid. Ich weiss noch, mein erstes Telefonat mit Renate kostete 80.-DM. Wie einfach ist das heute, dank Internet.
Im September 1995 flog ich dann mit meiner Schwester, die unbedingt mitwollte, nach Paraguay. Nach vielen, vielen Stunden war dann der Flieger endlich in Asuncion, aber da ging der Stress für mich erst los, denn ich sah, dass da überall Soldaten mit Maschinengewehren rumstanden und alle Fluggäste ihr Gepäck öffnen mussten. Ich schwitzte Blut und Wasser, denn in meinem Koffer waren anstatt Klamotten, Fressalien drin. Ich war schon kurz vor dem Kollaps, denn es waren nur noch vier vor mir, da sah ich hinter der Absperrung Renate, Thomas, Uschi mit ihrer Tochter Elke und ihrer Enkelin Nicki stehen. Da war es aus mit mir und oh….Wunder, der Soldat,von dem ich die ganze Zeit schon meinte, er hätte mich im Visier, hat mich durchgewunken. Ich hätte ihn küssen können. Zugegeben, ich war sehr leichtsinnig, aber es ist Gott sei Dank nochmal gut gegangen.
Auf der Fahrt von Asuncion zur neuen Heimat von Renate und Thomas konnte ich mich von dem Schreck wieder ein wenig erholen.
Koffer auspacken und noch ein bisschen erzählen, es musste ja nicht gleich alles am ersten Tag sein……
Am nächsten Tag erst mal Besichtigung ihres Grundstückes und ihrer Tiere, da war ich schon sehr beeindruckt. Abends gab es zum Essen dann Kässpatzen, natürlich mit „Allgäuer Bergkäse“, den ich ja mit im Gepäck hatte.
Froh darüber war ich, dass Renate und Thomas solche Nachbarn hatten, wie Norma und Andres, die wir kennenlernen durften, sehr angenehme liebenswerte Menschen. Marita, ihr süsses Töchterchen sagte uns ein Gedicht auf, was ich leider nicht verstand, aber Renate hat so gut es ging, übersetzt.
Mit Andres machten wir dann am nächsten Tag eine Bergtour auf den Mbatovi, was für mich ein Klacks war, denn ich kenne die Berge ja aus dem Allgäu.
Natürlich waren wir dann auch in der Hauptstadt, da hat uns Elke rumgeführt. Sie kennt sie da bestens aus, denn sie lebt in Asuncion.
Da war dann der nächste Tag wesentlich gemütlicher, da waren wir bei einer Bootsfahrt den ganzen Tag auf dem Rio Paraguay mit Rudi unterwegs, nur sitzen, schauen und geniessen. Ich erinnere mich noch genau an das „besondere“ Kaffee kochen mit dem Kühlwasser des Bootsmotors und das gemütliche Grillen am Flussufer.
Was für mich mich erwähnenswert ist, die Gelassenheit, die man bei uns nicht erlebt, mit unserer Reglementierung. Nur zwei Beispiele, ich dachte ich seh nicht richtig. Der Bus, in dem ich sass, hatte einen alten Gartenstuhl als Fahrersitz, dann sind wir in einem Taxi gefahren, das hatte im Boden ein Riesenloch,unter uns konnte man den Asphalt durchflitzen sehen.
Ein Höhepunkt war ja schon, dass ich Renate und Thomas wieder gesehen habe, aber der Ausflug zu dem Wasserkraftwerk und zu den Iguazu-Wasserfällen topt das ganze noch. Renate hat das alles organisiert, obwohl es für sie nicht einfach war, denn es gab doch immer noch Verständigungsprobleme, aber sie hat es klasse gemacht.
Grosses Glück hatten wir mit dem Taxifahrer, der uns wohl beobachtet hat, wie wir unschlüssig rumstanden und uns angesprochen hat. Nach einigem Hin und Her war ihm klar,wohin wir wollten. Er hat uns dann einen Vorschlag gemacht, den wir nach einigem Zögern angenommen hatten. Preis ausgehandelt und dann ging die Post ab. Leise Zweifel blieben aber immer noch, aber irgendwann waren auch die beseitigt. Was mir in Erinnerung bleibt ist, er hat während der ganzen Fahrt zum Staudamm von Michael Schumacher geredet. Er hat es für uns dann ermöglicht ,dass wir eine Extraführung bekamen. Gewaltig……..
Danach ging es dann weiter zu den Wasserfällen, auch da hat uns dieser Mensch wieder geholfen Nun waren wir also da und ich bekam den Mund fast nicht mehr zu vor lauter Ehrfurcht und Staunen, dieses grandiose Naturschauspiel, mir fehlen auch heute noch die richtigen Worte. Wie abgemacht hat uns der Taxifahrer am ausgemachten Treffpunkt wieder abgeholt. Danach ging es dann erst mal zum Essen, das wir uns nach all den Aufregungen verdient hatten. Nachdem wir auch noch die argentinische Seite der Wasserfälle gesehen hatten,ging es zurück zum Busbahnhof. Schlafenderweise erreichten wir dann mitten in der Nacht Asuncion, aber da waren wir dann noch längst nicht zu Hause. Ein unvergesslicher Tag, auch dank des netten Taxifahrers.
Es gäbe noch viel mehr zu berichten, aber nun ist es genug:Ich habe auf jeden Fall nur positive Erinnerungen und irgendwie tut es mir leid, dass ich es nie mehr geschafft habe, noch mal in dieses Land zu reisen.
Liebe Grüsse aus dem Allgäu von Sonja