Ein Flug von Europa nach Südamerika dauert ungefähr ewig und noch viel länger, wenn es nach Paraguay gehen soll. Man weiß ja eigentlich genau, dass der Flug schon irgendwann vorbei geht und Flugzeuge die sichersten Transportmittel der Welt sind, aber es nervt trotzdem gewaltig.
Morgengrauen am Abflugtag
Der Ärger fängt meistens schon vor dem Morgengrauen des Abflugtags mit verfänglichen Fragen an.
- Habe ich alles dabei? Ich kann ja kaum mal schnell zurück und etwas Wichtiges holen, das ich selbstverständlich vergessen habe.
- Wo sind die Hundertausend Mitbringsel, wie Schokolade, Soßenbinder und Medikamente, die ich den Nachbarn hoch und heilig versprochen habe mitzubringen (nur für Auswanderer)?
- Wie soll das überhaupt alles in die Koffer hineingehen? Wer soll das denn bitte alles tragen (Oh nein, ich!)?
Fahrt zum Flughafen – Auf dem Weg zum Henker
Auf dem Weg zum Flughafen ändert sich die Stimmung dann in der Regel deutlich zum positiven, hat man doch anscheinend alles untergebracht und ist immerhin schon losgefahren und aus dem Bett gekommen.
Jedenfalls wäre das so wenn man keine Flugangst hätte, denn dann fühlt man sich wie auf dem Weg zum Henker und hofft inständig auf einen Verkehrsunfall mit Blech- aber ohne Personenschaden, der lange Gespräche mit der Versicherung und einen sofortigen Abbruch der Reise zur Folge hätte (schade, aber es geht nicht anders).
Im Flughafen – Am Ort des Grauens
Die Ankunft am Flughafen gleicht dann dem „Willkommen“ im Vorhof zur Hölle. Eine gewaltige Konstruktion mit glänzenden Böden und einer lasziven, alles durchdringenden Stimme, die permanent Personen ausruft, die flüchten wollten und sich doch unbedingt bitte zu Gate so und so begeben sollten. Hier tummelt sich ein Querschnitt von allen Menschen der Welt, die anscheinend nicht ahnen, dass das bittere Ende ganz nahe ist.
Verschlafene Urlauber mit blumigen Hemden denken sie wären schon am Strand (an dem sie nie ankommen werden), determinierte Anzugträger belauern sich (vollkommen sinnlos, wie immer) und gequält lächelnde Service-Kräfte locken einen zum Check-In (haben die gar kein Gewissen?).
Obwohl man nun wenigstens diese Koffer los ist, steht einem ein schwerer Teil noch bevor. Fünf Stunden in diesem Trubel warten, weil man ja auf keinen Fall zu spät kommen wollte und viel zu früh losgefahren ist.
Jetzt könnte man sich ja nochmal ausruhen, aber leider hat die dreißig Mann starke Reisegruppe mit ihren Sektfläschchen und kreischendem Gekicher etwas dagegen. Daher begutachtet man im Duty-free-Shop und tausend anderen Geschäften Waren, die man niemals kaufen würde, hat man doch schon fünf Kilogramm Übergewicht (Koffer! Beim Körpergewicht reicht das bei weitem nicht) und ein pralles Handgepäck.
Jetzt ist es soweit
Als es dann endlich soweit ist, sich in die Schlange des Todes einzureihen und das gefürchtete Flugzeug zu betreten, fällt alle Müdigkeit ab und der Puls steigt. Auf dem Platz angekommen, sitzt nebenan natürlich ein acht jähriges verwöhntes Kind, das gerade wachgeworden ist und jetzt anfangen muss lauthals Szenen aus irgendeinem Zeichentrickfilm nachzuspielen (war ja klar).
Die letzten Bilder, die man wahrnimmt sind Engels gleich lächelnde Stewardessen, die einen auf die sicher kommende Katastrophe eines freien Falls ins offene Meer vorbereiten und mit Atemmasken winken. Dann beginnen endlich die Beruhigungsmittel zu wirken und man verfällt in einen tiefen Schlaf mit herrlichen Träumen von einer anderen Welt, in der es keine Flugzeuge gibt.